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Die Handelsflotte umfaßt 420 Schiffe (234 Dampfer, 195 Segler),
die Zahl der jährlich ein- und auslaufenden Seeschiffe etwa 4500 mit
einem Tonnengehalt von 3v2 Mill.
Eine hohe Bedeutung hat Bremen als Sitz des »Norddeutschen
Lloyd«, der zweitgrößten Schiffahrtsgesellschaft der Welt.
Die Industrie erstreckt sich auf die Herstellung aller Schiffs-
bedarfsartikel, besonders jedoch auf Tabakverarbeitung. Bremen bildet
den größten Tabaksmarkt Deutschlands.
Bremerhaven ist wichtiger für Bremen als Cuxhaven
für Hamburg. Daher ist auch die Zahl der hier verkehrenden
Seeschiffe verhältnismäßig hoch; sie betrug 1902 3128.
Wilhelmshaven (23 000) macht den Eindruck eines un-
geheuren Kriegsarsenals, dessen Mittelpunkt die Kaiserliche
Werft bildet.
Sie entstand gleichzeitig mit der Anlage des Kriegshafens
(1858 bis 1869) und bildet das Herz des geschäftlichen und
gewerblichen Lebens der Stadt. 5000 bis 6000 Arbeiter, zahl-
reiche Offiziere, Beamte und Ingenieure sind hier ständig be-
schäftigt, und fast alle Geschäftsleute sind von ihrem Erwerb
abhängig.
Die wichtigsten Ostseehäfen.
Kiel (130 000) ist dank seiner vorzüglichen Lage an der
schmalen Kieler Förde leicht zu verteidigen, fast uneinnehmbar
und daher der sicherste Kriegshafen der Welt. Den innersten
schmälsten Teil nimmt der Handelshafen ein, von dem die
regelmäßig nach Dänemark gehenden Postdampfer abfahren.
Die äußerste Bucht, die eigentliche Kieler Förde, bildet den
gewaltigen Reichskriegshafen, der bequem 250 der größten
Kriegsschiffe Platz bietet und infolge seiner Tiefe den größten
Kolossen volle Bewegungsfreiheit gestattet. Wirtschaftliche Be-
deutung hat Kiel ferner als Ausfuhrhafen deutscher Produkte,
wie Holz, Kohlen und vor allem Fische, als Einfuhrhafen
dänischer Erzeugnisse und durch seine Werftanlagen.
Die Kaiserliche Werft mit ihren zahlreichen Gebäuden, mit
Bau- und Ausrüstungsbassin, Schwimmdock und Torpedoboots-
hafen beschäftigt 7000 Arbeiter, die Kruppsche Germania-
werft 2000.
Gesteigert wird die wirtschaftliche Bedeutung von Kiel
noch durch die Lage an der großen Eisenbahn von Paris—
Lüttich—bremen—hamburg—kiel—dänemark—schweden und
an dem Nord-Ostseekanal, der inmitten der Förde bei Holtenau
beginnt.
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Extrahierte Ortsnamen: Bremen Deutschlands Bremerhaven Bremen Hamburg Wilhelmshaven Dänemark Kiel Kiel Holtenau
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Auf unserer Fahrt durch den Kanal bietet sich unserem Auge
an landschaftlichen Reizen nicht viel. Auf dem fetten Marschboden,
der so vollständig eben vor uns da liegt wie ein großer See, reiht
sich Wiese an Wiese und Acker an Acker. Hie und da erblickt unser
Auge ein einzelnes Gehöfte, umgeben von einer Baumgruppe, von
der man nicht recht weiß, ob sie das Haus schützen oder am Hause
Schutz suchen will. Durch einfache Gehege am Hinweglaufen gehindert,
weiden zahlreiche Rinderherden auf den fetten Marschwiesen. Einen
Hirten erblicken wir nicht. Fast scheint es, als sei den Störchen und
Kiebitzen, die gern den Herden Gesellschaft leisten, die Aufsicht über-
tragen. Mit einer Geschwindigkeit von 10 km in der Stunde gleitet
unser Schiff aus der ruhigen, klaren Wasserfläche dahin. Nach halb-
stündiger Fahrt gelangen wir an die Drehbrücke der Eisenbahn von
Itzehoe nach Heide. Bald kommen wir durch eine Moorlandschaft,
die beim Kanalbau nicht geringe Schwierigkeiten bereitete. Nachdem
wir an der ersten Ausweichstelle vorüber sind, wird die Landschaft
freundlicher. Die Ufer werden höher. Wir fahren in tiefer Schlucht
dahin. Der Kanal durchschneidet hier den Geestrücken zwischen Elbe
und Eider. Bei Grünthal fahren wir wieder unter einer Eisenbahn-
brücke hindurch. In einer Höhe von 42 in über dem Wasserspiegel
fährt ein Eisenbahnzug über eine mächtige Brücke. Bald sind wir
durch die Geestlandschaft hindurch. Wieder liegt ein ödes Moor vor
unserm Auge. Gern lenken wir unsern Blick vom Landschaftlichen
ab und dafür hin auf eins unserer stattlichen Panzerschiffe, das an
einer Ausweichstelle gleich einer schwimmenden eisernen Burg an uns
vorüberfährt. Nachdem wir auf unserer weiteren Fahrt der Eider
nahe gekommen sind, erblicken wir vor uns die Stadt Rendsburg.
Nun verschönert sich auf der Weiterfahrt die Landschaft zusehends.
Herrliche Buchenwälder, liebliche Hügel, freundliche, schmucke Dörfer
zeigen uns, daß wir uns der Ostsee nähern. Scharfe Kurven beschreibend,
windet sich unser Wasserweg zwischen Hügeln hindurch. Endlich
gelangen wir, nachdem wir unter der Eisenbahnbrücke bei Levensau
hindurchgefahren sind, in die Einfahrtsschleuse bei Holtenau, und vor
uns liegt die schöne Kieler Bucht mit ihren herrlichen Uferlandschafteu.
Wir haben zu unserer Fahrt von Hamburg nach Kiel 13 Stunden
gebraucht. Obgleich wir Gelegenheit haben, unsere Rückfahrt nach
Hamburg nachts bei elektrischer Beleuchtung des Kanals zu bewerk-
stelligen, ziehen wir den Schnellzug vor, der uns in 2 Stunden von
Kiel nach Hamburg bringt.
Die Weg- und Zeitersparnis des Seemanns, der anstatt um das
Kap Skagen durch den Kanal fährt, ist bedeutend. Die größte Ab-
kürzung erfährt die Reise von den deutschen Nordseehäfen nach Kiel,
Lübeck, Wismar, Rostock; denn sie beträgt im Durchschnitt über
900 km. Im ersten Betriebsjahre — vom 1. Juli 1895 bis 30.
Juni 1896 — nahmen ihren Weg durch den Kanal 7531 Dampfer,
9303 Segelschiffe und 266 Kriegsschiffe, insgesamt also 17100 Fahr-
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Extrahierte Ortsnamen: Itzehoe Heide Rendsburg Ostsee Holtenau Hamburg Kiel Hamburg Kiel Hamburg Kiel Wismar Rostock